Ein sehr fruchtbares Jahr

Schon eine Weile beobachte ich eine wunderschöne Spinne. Es sieht aus, als trüge sie um ihre Augen eine Augenbinde, die braun und orange gestreift ist.

Ob sie wohl auf Beute lauert, so still wie sie sitzt?

Ups, welcher Schatten ist denn da eben vorbei gesprungen? Das war ein weiter und schneller Sprung.

Wenn ich das richtig erkenne, ist das ebenfalls eine Spinne. Sie sieht der anderen von der Färbung her sehr ähnlich. Allerdings ist sie etwas kleiner und trägt keine so schöne Augenbinde, stattdessen scheint es, als trüge sie Boxerhandschuhe an den Mundgliedmaßen. Und, wow… noch ein Schattensprung – nicht weit von der letzten Spinne ist eine weitere gelandet. Die beiden sehen sich so ähnlich, als wären sie Zwillinge. 

Und jetzt winken sie sich auch noch zu?

Wollen die zwei sich begrüßen? Aber warum werd ich dann das Gefühl nicht los, dass zwischen den beiden eine feindliche Stimmung herrscht? Sie tänzeln regelrecht umeinander herum und das Winken wird immer heftiger.

Die zuletzt herbei gesprungene Spinne weicht langsam zurück. Nein, jetzt prescht sie wieder vor und die andere geht einige Schritte zurück.

Huch, noch ein Schatten?

Oh, die Spinne mit der Augenbinde ist auf den Ast unter den Beiden gesprungen. Anscheinend ist sie genauso daran interessiert heraus zu finden, was da los ist, wie ich.

Immer wieder geht das Getänzel hin und her, zusammen mit einem Versteckspiel mal unter einem Blatt oder hinter einem Ast. Und wow! Jetzt springt die zuerst angekommene Spinne vor und berührt die andere an den Beinen. Überaus aggressive Schwingungen kann ich nun spüren. Die andere Spinne merkt dies ebenfalls und zieht sich zurück. Mit einem Sprung ist sie im Gebüsch verschwunden.

Aber was ist das? Nun springt der Gewinner auf die Spinne, die unter ihm auf einem Ast sitzt. Sie ist auf deren Rücken gelandet und macht sich auf ihr breit, als wäre sie eine gefangene Beute. Das sonderbare daran ist nur, ich kann keine Angst und keine Aggression spüren.

 

 

Was hat das zu bedeuten? - Da muss ich doch einfach nachfragen:

 

„Ich hab gerade mutig einen Rivalen vertrieben, der es auf meine Auserwählte abgesehen hatte! Also hab ich mich gleich auf den Sprung gemacht, um die Süße zu umgarnen.“

 

Aha, dann zeigt also die Augenbinde, dass die eine Spinne ein Weibchen ist und die mit den Boxerhandschuhen ein Männchen – sehr interessant.

 

„Zu welchem Stamm

gehört ihr denn?

„Wir sind Rindenspringspinnen. Wir Männchen können bis zu 8 Millimeter lang werden. Die Weibchen dagegen bis zu 11 Millimeter.“

 

„Gehört dieser Kampf mit einem anderen Spinnenmännchen zu dem Paarungsspiel?“

„Das kommt ganz darauf an, wie viele Spinnen an einem Weibchen interessiert sind. Manchmal müssen wir Männchen auch einen Tanz aufführen, um unserer Angebeteten zu gefallen.“

 

„Überwintert das Weibchen dann mit den Eiern?“

„Sie baut um die Eier einen Eikokon und bewacht die Kleinen bis sie schlüpfen. Und normalweise geschieht das im Mai. Da dieses Jahr aber schon früh sehr warm war und noch sehr warm ist, ist das hier sozusagen die zweite Paarung unter den Springspinnen. Es begann im März und jetzt wieder im September.“

 

„Wie alt bist du denn?“

„Ich bin knapp über 2 Jahre alt - seit kurzem geschlechtsreif und kann endlich Nachwuchs produzieren. Und daher meine Bitte! Stör uns nicht weiter. Wir möchten jetzt gerne los legen!“

 

Ja, ein langer Sommer bringt die Natur dazu, dass es mehr und öfter Nachwuchs gibt.

Mir ist auch aufgefallen, dass viele Pflanzen nach wie vor austreiben und recht spät noch Blüten hervor gebracht haben. Nur werden diese wohl keine Früchte mehr bekommen können, es sei denn es bleibt noch bis Mitte November warm - also ohne Minustemperaturen…

Euer Balduin

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