Wow, was fühle ich denn hier? Mitten in einem grauen Feld, kann ich etwas Rotes spüren… nein, sogar viele Rote Punkte, würde ich sagen. Aber für Blumen sind die viel
zu klein, was mag es nur sein?
„Was ich bin? Nun ich bin etwas ganz besonderes: ein Flechte.
Genauer eine Rotkopfflechte.“
„Ui, und du hast einen schmalen langen Körper wie ich – nur, dass du
so stark bist und damit aufrecht stehen kannst. Ich als Wurm,
kann ja nur über und durch den Boden kriechen.“
„Diese Festigkeit verdanke ich dem Pilz in mir.
Seine Fäden stabilisieren meinen Körper.“
„Dem Pilz in dir? Was hat das zu bedeuten?
Gestern hatte ich eine Schlüsselblume interviewt und
die hatte extra einen Stoff in ihrem Inneren, der Pilze fern hält.“
„Ja, eine Pflanze muss da aufpassen. Aber ich als Flechte bin ein
ganz anderes Lebewesen. Ich bin sozusagen eine Ehe aus zwei verschiedenen Lebewesen eingegangen. Mein Stamm lebt in Gemeinschaft mit einem Pilz und einer Grünalge.“
„Wow! Hat das einen besonderen Grund?“
„Bessere Überlebens-Chancen. Eine Alge ist sozusagen der Vorfahr
der Pflanzenartigen. Allerdings kann sie im Grunde nur im Wasser leben.
Sie kann aus Sonnenlicht Energie herstellen und mit
Kohlendioxid zusammen, Zucker machen. “
„Ah… ja, der luftige Stoff, den alle Tiere und auch der Mensch ausatmen.“
„Genau. Und ein Pilz ist sehr Erdverbunden, er holt aus dem Boden alle guten Nährstoffe heraus. Mit diesen Mineralien können wir dann Eiweiße herstellen, das brauchen wir zum Wachsen.“
„Aha, dann braucht ihr keine Zusatzverbindungen zu machen wie die Bäume. Sie verbinden sich ja mit ihren Wurzeln mit den im Boden lebenden Pilzen,
um Zucker und Mineralien zu bekommen.“
„So in etwa, nur dass wir Flechten keine Wurzeln besitzen. Die Nährstoffe und das Wasser nimmt der Pilzkörper direkt aus der Luft auf.“
„Aber wie haltet ihr euch ohne Wureln am Untergrund fest?“
„Wir haben kleine Haftfasern. Sie sehen den Urwurzeln der Moose sehr ähnlich, sind aber nicht in der Lage Wasser zu transportieren.“
„Ja, ich weiß. Die Wurzeln der Pflanzen haben Ähnlichkeit mit den Wasserschläuchen der Menschen. Da gibt es eine Außenhaut und
im Inneren wird das Wasser transportiert.“
Man könnte solche Hafthaare mit einem Saugnapf vergleichen oder mit einer Hand. Flechten haben somit also nur eine Hand zum Festhalten, andere Pflanzen haben eine Hand, die wie ein Art Schlauch gearbeitet ist und der somit auch Wasser transportieren kann. Das ist schon faszinierend, was es in der Natur so alles für Techniken gibt…
bis Morgen dann!
Euer Balduin
Kommentar schreiben