Wie denn, Mord?

Ui, was brummt und summt denn da? Ob, das eine Biene ist? - Von denen sind ja einige inzwischen unterwegs!

Hm, Flügel hat das Tierchen, und viele Härchen… die Größe käme auch hin, auch die Streifen - aber der Kopf ist recht merkwürdig!

Vor allem diese gigantischen Augen!

 

„Oho, nähert sich da vielleicht eine Raupe? Das wäre

ein leckerer Happen... Dann komm schön näher!“

„Klar, mach ich gerne. Ich würde dir nämlich gerne einige Fragen stellen.“

 

"Dann muss du wohl einer dieser Wiesenhelden-Reporter

sein, von denen ich schon gehört habe.“

„Ganz, genau! Ich bin Balduin Rotschleif, ein Regenwurm!“

 

„Mist! Ist nur ein Regenwurm, und die stehn

nicht auf meinem Speisplan. - Was willst du wissen?“

„Nun, bist du zufällig ein Insekt aus dem Stamm der Bienen?“

 

Ui, wie der sich amüsiert und lacht, was ist an dieser Frage so komisch?

 

„Nein, ich gehöre nicht zu den Tierchen mit den 4 Flügeln!

 

Meine Vorfahren vor Millionen von Jahren schon...  aber dann hat sich die Natur etwas ausgedacht: Das untere Flügelpaar wurde geschrumpft und als Steuersystem umfunktioniert (gelber Punkt seitlich).  Dadurch wurde mein Stamm zu einem der besten Flieger im Wiesenreich. Da kann weder eine Biene noch einer von den Wespenstämmen mithalten.“

 

„Oh, dann musst du zu dem Stamm der Fliegen zählen?!“

„Genau! Und man nennt uns Mordfliegen.“

 

Wie bitte? Ein mordende Fliege? Ach, du Schreck… die wird doch nicht?

 

„Keine Sorge, dich fresse ich nicht. Wärst du eine Raupe, dann hätte ich zugeschnappt. Die fress ich für mein Leben gern und da ist auch ne Menge Futter dran. Aber Wespen oder Hornissen sind auch nicht zu verachten, schmecken ebenfalls ganz gut!“

 

Wenn die sogar Hornissen überwältigen kann - der Wahnsinn! - Ob, die sich wohl auch an eine asiatische Hornisse heran wagen würde, wenn eine von denen bei uns eindringen sollte? Die sollen ja viel  stärker sein, als unsere hier...

 

„Dann gehörst du also zu den berüchtigten Raubfliegen.“

 „Ja, wir Raubfliegen sind ausgezeichnete Flieger und Jäger.

Wobei ich dazu sagen muss, mein Stamm dazu neigt, die Beute lieber

zu überraschen. Wir liegen auf der Lauer und warten bis das Tierchen

sich gemütlich hinsetzt, um sich zu putzen."

 

 

„Deshalb hast du wohl auch

diese großen Augen?!“

„Klar, denn gutes Sehen ist für uns lebenswichtig. Denn viele Beutetiere sind sehr wehrhaft und wenn wir nur eine falsche Bewegung machen oder wir nicht  den richtigen Punkt treffen, kann das unsere tot bedeuten.“

 

„Wie ist das mit eurem Nachwuchs? Und wo leben denn eure Kinder?“

„Unsere Weibchen platzieren die Eier unter der Baumrinde oder eben in der Nähe von Holz. Überall dorthin wo sie spüren, dass da Larven drin leben und ihre Gänge ins Holz treiben. Denn unsere Kleinen sind ebenfalls recht gute Jäger. Sie erbeuten so manche Käferlarve. Mancher Raubfliegenstamm setzt seinen Nachwuchs aber auch in der Erde ab und gehen dort auf die Jagd nach den Larven, die zu gerne frisches Wurzelgemüse fressen – und damit eine Pflanze in Lebensgefahr bringen können.“

  

Das stimmt… hm, so betrachtet ist es gar nicht mal so verkehrt, wenn ein Lebewesen keine Wurzeln entwickelt hat – wie eben die Flechten, die ich in den letzten Tagen so interviewt hatte... und von denen will ich noch ein paar finden - ich glaub, das ist weniger gefährlich! Wer weiß, wer sonst noch alles jetzt im Frühjahr hunger auf Regenwurm bekommen könnte.

 

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